Die Geschichte von Rogue One ist eine von Heldenmut und Rebellion im Angesicht einer erdrückenden totalitären Übermacht: Imperiale Flaggen wehen über der Galaxis, und ein imperialer Stützpunkt wird zum Schauplatz des ersten Siegs der jungen Rebellenallianz über das Galaktische Imperium.
Die imperialen Anlagen des Films zu designen, war die Aufgabe von Doug Chiang und seinem Team. Hier spricht der Leiter der künstlerischen Abteilung über einige seiner imperialen Lieblingsdesigns aus der Entwicklungsphase des Films:
Die Basis auf Eadu machte einen interessanten Entwicklungsprozess durch. Ursprünglich überlegten wir uns, wie eine imperiale Basis auf einem andersartigen Planeten aussehen würde. Einer unserer Gedanken war, dass das Imperium der Landschaft jedes Planeten seine Architektur einfach aufzwingen würde, ohne Rücksicht darauf, wie die örtlichen Gegebenheiten oder Traditionen aussehen. Das brachte uns auf die Idee, dass die Basis selbst vielleicht eine Art Mini-Stadt sein würde. Das Imperium ist einfach hierhergekommen, hat seine Fabrik gebaut und den Produktionsprozess begonnen.
Doch je mehr sich die Geschichte entwickelte, desto klarer wurde, dass die Basis auf Eadu weniger Fabrik und mehr James-Bond-Geheimversteck sein musste. Auf Grundlage dieser Annahme dachten wir uns, dass das Imperium vielleicht auf den Planeten kam und sich in die Bergwand hineingegraben hat. Die Vorstellung dieser riesigen geographischen Zonen, in die sich das Imperium eingräbt, hat mir schon immer gefallen. In diesem Fall haben wir uns entschieden, dass Eadu ein Planet der Hochebenen sein sollte mit einer nüchternen landschaftlichen Architektur, die das Imperium bewusst ausgewählt hat, gerade weil es so schwierig ist, in diesem Gelände zu navigieren. Sie kamen, und sie bohrten ihre Fabrik in die riesige Wand dieser Schlucht. Ein weiteres charakteristisches Element von Eadu ist das Wetter, dieser Dauerregen und Dauernebel, der den Planeten zu einem idealen Standort für eine Geheimbasis macht.
Das Design selbst basiert auf einer alten Skizze von Ralph McQuarrie. Die vier Zylinder, die aus der Felswand ragen, schreien geradezu Ralph McQuarrie und Star Wars. An ihnen haben wir das gesamte Design der Basis aufgehängt und danach eine Landeplattform hinzugefügt, die deutlich macht, dass es sich um eine sehr imperiale Basis handelt. Oftmals beginnen wir schon sehr früh, imperiale Designelemente einzustreuen, wenn es um einen imperialen Standort geht. Die Türen und die gesamte Formensprache, z.B. die pillenförmigen Lampen, die auf den ersten Blick für die imperiale Architektur stehen, werden so zum elementaren Bestandteil des Gesamtdesigns.
Bei unserer Arbeit sind wir uns immer bewusst, dass wir nicht gegen die Regeln der Star-Wars-Architektur verstoßen dürfen. Bei unseren ersten Ideen für das Schildtor wollten wir allerdings unbedingt möglichst überdimensional beginnen. Wir wussten, dass wir andernfalls, wenn wir zu klein einsteigen und die Messlatte zu niedrig anlegen würden, vielleicht nie etwas richtig markantes schaffen würden. Unser Credo lautete deshalb: Versuchen wir es doch einfach! Was können wir uns ausdenken, das uns hundertprozentig inspirieren wird?
Eine unserer Ideen war es hierbei, einen künstlichen Ring um Scarif zu designen, einen Konstruktionsring für Sternenzerstörer, der gleichzeitig als Betankungs- und Versorungsstation dienen würde. Einen Ring fanden wir dabei interessant, weil zumindest für mich der Todesstern das ultimative imperiale Bauwerk ist. Und visuell eine echte Ansage. Da unser Film nun vor dem Todesstern spielen würde, überlegten wir uns, was strukturell ebenfalls beeindruckend sein könnte, ohne den Todesstern in den Schatten zu stellen. So kam uns die Idee eines orbitalen Rings. Dieser schien uns gleichzeitig zur Technologie des Imperiums zu passen und den Todesstern visuell nicht zu übertreffen.
Letzten Endes versuchten wir aber parallel zu unseren visuellen Überlegungen die Geschichte und die Hintergründe von Scarif selbst zu entwickeln. Gareth [Edwards] erzählte mir, dass er Scarif als imperiale Produktionsstätte sah. Also dachten wir uns, nun gut, das Imperium ist so von seiner Technologie, der Idee des Terraformings und der Architektur durchdrungen, dass wir doch so weit gehen könnten zu zeigen, dass das Imperium den Planeten selbst verändert hat. Und so entstand der Gedanke eines Trockendocks für den Todesstern eingebettet ins Innere der Planetenoberfläche. Sobald der Todesstern fertiggestellt ist, muss er ja irgendwo betankt und repariert werden, also fliegt er dazu nach Scarif und dockt innerhalb der Planetenoberfläche an. Auf Basis dieser Überlegungen entstand dieses wahnsinnige Design des Todesstern unterhalb der Oberfläche und der Fokusantenne des Superlasers, die gerade eingebaut wird. Außerdem steckte dahinter natürlich die Überlegung, dass Scarif eine Art Vorstufe der Starkiller-Basis sein könnte und bereits zu diesem Zeitpunkt deutlich macht, wie weit das imperiale Terraforming gehen kann.
Generell versuche ich bei der Entwicklung von Umgebungen immer auch eine Geschichte dafür zu schaffen: Welche Logik steckt dahinter? Welche Regeln sind hier am Werk? Im Falle des Imperiums sehe ich es grundsätzlich als Virus an. Das Imperium kommt an einen Ort und dringt mit seiner Technik in ihn ein, bis es alles damit überwuchert hat. Auf Scarif ist die imperiale Botschaft also: Wir sind hier, wir haben unser technologisches Samenkorn in diesen Planeten gegeben, und mit dem Bau der Basis breitet sich die Saat aus und verschlingt den Planeten. Die virale Vorstellung dahinter war also ein Leitmotiv für uns: Das Virus ist hier, ist eingedrungen und breitet sich krebsartig aus, wie eine Krnakheit, die den ganzen Planeten vereinnahmt. Visuell ist das beeindruckend und emotional eine gute Verkörperung des imperialen Ungeists.
Im dritten Schritt der visuellen Entwicklung von Scarif haben wir uns eine Art Pentagon vorgestellt. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon einige Dinge ausprobiert, darunter die Idee, dass Scarif eine Art allgemeines Reparaturzentrum für die imperiale Flotte sein könnte und dass der Todesstern selbst hier andocken könnte. Die früheste Form der Zitadelle von Scarif war also ein riesige Turm, an den der Todesstern anlegen kann, eine Art riesiger Weltraumaufzug, durch den Vorräte und Nachschub transportiert werden können. Die Dockeinrichtung für den Todesstern ist auf diesem Bild oben ja sehr gut zu erkennen.
Wir dachten allerdings nicht wirklich, dass wir dieses Andocken im Film sehen würden, aber wir wollten unbedingt, dass eine Art Hintergrundgeschichte im Design selbst enthalten ist, die später aufgedeckt werden kann. Ein Nachgedanke dabei war, dass der Dock entfernt so aussehen könnte wie der Computeranschluss auf dem Todesstern, mit dem sich R2-D2 in Eine neue Hoffnung verbindet. Dessen Design wurde zur Grundlage dieser Basis. Ich finde es immer wieder toll, wenn wir solche kleinen Designandeutungen einstreuen können, die nur Superfans wirklich erkennen.
Ansonsten steckte hinter diesem Design noch der Gedanke einer Hochsicherheitsanlage. Immerhin wird in dieser Basis der gesamte imperiale Datenschatz aufbewahrt. Visuell sieht man deshalb eine Reihe von Ringen, die den Kern im Zentrum beschützen. Die Ringe selbst bestehen aus Gebäuden, wobei nie entschieden wurde, ob darin Daten lagern oder eine Garnison untergebracht sein würde. Aber man sieht schon auf den ersten Blick, dass man mehrere Schichten durchbrechen muss, um zum Ziel zu gelangen. Das hat etwas von einer Burg, wo man erst durch mehrere Mauern und Tore muss, um schließlich den Bergfried im Zentrum zu erreichen.
Allgemein stellte die Architektur von Rogue One schon deshalb eine große Herausforderung dar, weil der Film nahtlos in Episode IV mündet. Wir konnten davon nicht zu sehr abweichen, sonst hätte das nicht mehr zusammengepasst. Zu 80 Prozent stand insofern fest, wie alles aussehen muss, aber mit den anderen 20 Prozent konnten wir spielen, und diese Grauzone begeistert mich, denn in ihr stecken mit die spannendsten Ideen.